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Im Gespräch mit ehemaligen Mitarbeiterinnen

Vom Arbeiten auf Küchenstühlen und von Gedichten, die sich nicht reimen... Janine Brigant-Loke und Julia Gäbelein haben sich mit den ehemaligen Mitarbeiterinnen Rita Stolte (Bad Driburg), Inge Gönnewicht (Brakel) und Ingrid Kros (Steinheim) getroffen, um mehr über die Anfänge des VHS-ZV und seine Entwicklung zu erfahren sowie die ein oder andere Anekdote zu sammeln.

Wie viele Jahre wart ihr beim VHS-ZV insgesamt tätig und wie kam es dazu, dass ihr Teammitglieder der VHS wurdet?

Ingrid: Insgesamt 25 Jahre. Mein erster Tag war am 15.08.1983. Ich war zu dieser Zeit schon bei der Stadt und habe Karten auf Computer umgestellt. Und als ein Arbeitsplatz bei der VHS frei wurde, wurde ich gefragt, ob ich das übernehmen möchte.
Rita: Ich war 36 Jahre da, vom 17.11.1975 bis 30.04.2011, dann bin ich in Altersteilzeit gegangen. Als ich mich bei der VHS beworben habe, hatte ich eine Bewerbung von zwei Seiten. Damit würde mich heute kein Mensch nehmen (lacht). Ich habe damals einfach an die Stadt Bad Driburg geschrieben, dass ich gerne halbtags arbeiten würde und ob sie eine Stelle frei hätten. Dann habe ich meine Schulausbildung beschrieben und dass ich bisher bei der Stadtverwaltung Altenbeken gearbeitet habe und ein Zeugnis beigefügt, das war alles. Und dann habe ich eine Einladung bekommen. Darin stand, dass der VHS-Zweckverband gegründet würde und ob ich Interesse daran hätte, dort zu arbeiten. Im Bewerbungsgespräch musste ich ein Steno aufnehmen und ein Diktat auf eine mechanische Schreibmaschine schreiben, mehr nicht (lacht). So bin ich zur VHS gekommen.
Inge: Ich war 37 Jahre beim Zweckverband. Ich bin 1968 bei der Stadt Brakel angefangen, habe da in verschiedenen Abteilungen gearbeitet und schließlich im Verkehrsamt [damalige Touristik]. Im Verkehrsamt wurden schon einige Stunden für die Volkshochschule übernommen. Und als mein Sohn geboren wurde, wollte ich nicht mehr ganztags arbeiten und bin deshalb ganz bei der VHS angefangen und nicht mehr bei der Stadt Brakel. Wir hatten damals auch schon ein kleines Heft, einen Flyer, den man aufklappen konnte, den gab es halbjährlich. Ich habe auch noch an so einer alten Klappermaschine geschrieben, und ich hatte einen Holztisch, den man abends herunterklappen konnte und einen einfachen Küchenstuhl. So sah die Ausstattung von damals aus (lacht).
Rita: Ja, einen Küchenstuhl hatte ich auch. Die Räumlichkeiten damals waren eine Herausforderung. Wir saßen in einem ehemaligen Wohnhaus in der Schulstraße in Bad Driburg in der ersten Etage auf einem Flur mit dem Schulamt. Die Küche bestand aus zwei Holzstühlen, auf einem standen die Tassen und auf dem anderen die Kaffeemaschine. Und im Zimmer saß auf der rechten Seite Herr Wüllner und auf der anderen ein Mitarbeiter der Stadt. Ich hatte einen kleinen Schreibmaschinentisch und einen ganz normalen Küchenstuhl und dazu eine mechanische Schreibmaschine. Alles, was es an Akten gab, war ein Aktenschrank, in dem lauter lose Blätter lagen. Und dann kamen ja später auch die ganzen Umzüge. Da hab ich auch gedacht, ich verzweifle. Jedes Mal, wenn irgendwo ein Raum gebraucht wurde, mussten wir wieder umziehen. Ich glaube, beim zehnten Mal habe ich aufgehört, zu zählen.

Wenn es um Herausforderungen geht, wären die genannten Umzüge etwas, das ihr nennen würdet?

Rita: Ja, das war für mich die größte Herausforderung.
Ingrid: Für mich waren das die letzten zwei Jahre in Steinheim, in der Schiederstraße, in die mich der damalige VHS-Leiter gesetzt hat. Das war kein schöner Arbeitsplatz, aber ich habe ihn mir schön gemacht. Insgesamt bin ich aber auch dreimal umgezogen.
Inge: Bei mir war es vor allem eine Herausforderung, die Arbeit für das Verkehrsamt und die Volkshochschule zu trennen. Gerade wenn ich am Programm gearbeitet habe, war es schwierig, weil man ständig unterbrochen wurde. Und ich war ja alleine. Es war auch eine Herausforderung, bei meinen vielen Seminaren die Räumlichkeiten zu bekommen. Da sind wir dann in die Versammlungsräume der Banken gegangen. Und da war es dann zusätzlich noch eine Herausforderung, die Schließdienste zu organisieren.

War damals der Bezug zu den Verbandsstädten auch noch anders, weil ihr vor Ort wart?

Rita: Ja, als die Teilnehmer noch bar bezahlt haben, kamen die natürlich auch immer rein und unterhielten sich mit uns. Ich weiß noch, dass es eine Teilnehmerin gab, die ging immer zum Seniorentanz. Und wenn die zu uns kam, sagte sie uns immer ein Gedicht auf, welches sich nicht gereimt hat. Und dann haben wir da mit offenem Mund gesessen und sie hat eine Viertelstunde ein Gedicht aufgesagt, vom Anfang bis zum Ende (alle lachen).

Welche Momente waren denn besonders wertvoll?

Inge: Ich hatte eine Gruppe, die Französisch lernte. Die Dozentin wurde dann allerdings krank und ich musste nach einem Ersatz suchen. Als ich den gefunden hatte, waren mir die Teilnehmenden so dankbar, dass sie mir eine große Orchidee geschenkt haben, die stand hinterher bestimmt 10 Jahre auf unserer Theke. Die waren glücklich, dass ich mich so eingesetzt habe, und ich war glücklich, dass sie zufrieden waren. Das war ein paar Mal so, dass sich Teilnehmende auch wirklich bedankt haben. Da macht die Arbeit Spaß.
Rita: Das kenne ich genau so. Die Arbeit mit den Dozenten und mit den Hörern und der Kontakt waren immer schön, es waren immer alle sehr nett und freundlich.
Ingrid: Ja, das war bei mir auch so.
Inge: Ich habe hinterher gesagt, besser hätte ich es nicht treffen können. Das waren die schönsten Jahre, wirklich. Ich war zwar nicht die Schnellste am Computer, aber da hat Rita mir immer geholfen.

Wenn man an die, wie ihr gesagt habt, sehr rudimentäre und spartanische Ausstattung zu Beginn der VHS denkt, wie habt ihr die Entwicklung erlebt? Ist das alles besser geworden?

Rita: Also den technischen Fortschritt von der Schreibmaschine zum Computer fand ich total spannend. Und seit unserer Zeit haben sich ja auch die Projekte der VHS weiterentwickelt, vieles, was heute angeboten wird, haben wir ja damals gar nicht gemacht. Und auch räumlich hat sich sehr viel positiv verändert; vor allem mit dem neuen Räumen in den Städten. Anders wär die VHS auch nicht mehr marktfähig.

Was vermisst ihr aus der Zeit der VHS?

Ingrid: Ich habe ja für die Volkshochschule gelebt, weil ich auch meine Interessen einbringen konnte. Ich hätte auch nicht aufgehört, wenn ich nicht gemusst hätte.
Inge: Es sind in dieser Zeit so tolle Freundschaften entstanden. Wir haben zusammen gefeiert, gegrillt, das war schon schön.
Rita: Auch die Kontakte mit den Dozenten. Wenn man die heute in der Stadt trifft, unterhält man sich immer noch.

Selbst im Ruhestand seid ihr uns ja noch einige Jahre als Minijobber für die Standortbetreuung treu geblieben. Es ist ja auch ein positives Zeichen, dem Arbeitgeber noch treu zu bleiben, oder?

Rita: Ja, und es ist auch ein gutes Zeichen, dass wir uns heute immer noch privat treffen.
Inge: Und wer ist schon zusammen in den Urlaub gefahren (lacht)? Das haben wir ja auch gemacht.

Wo glaubt ihr denn, geht die Reise für die VHS noch hin?

Rita: Schwierig zu sagen. Ihr macht ja schon ganz viel, mit den Integrationskursen, der beruflichen Beratung und so weiter. Ist ja immer auch eine Frage dessen, was von außen kommt und gefragt ist.

Und damit kommen wir auch schon zum Ende. Habt ihr noch eine letzte Anekdote?

Rita: Die Anekdoten, die wir zu erzählen hätten, die können wir hier nicht erzählen (Inge und Ingrid lachen zustimmend).
Ingrid: Ich hatte eine Kundin, die war 84, die machte alle Kurse mit. Sie bekam nur Sozialhilfe und jedes Mal, bevor sie irgendwo hin ging, hat sie den Kurs bezahlt. Und ich wusste, sie muss sich das wirklich absparen. Aber sie ging zum Beispiel auch zum Surfkurs oder zum Konzert. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl von ihr Geld anzunehmen, aber sie wollte die Kurse bezahlen, obwohl sie so wenig Geld hatte. Sie meinte zu mir: „Wissen Sie, wie einsam ich bin? Zu den Kursen kann ich abends hingehen, setze mich nur hin und höre zu und zwei Stunden sind rum, und die meisten Leute sprechen mit mir.“ Und die Leute kannten sie hinterher alle und haben sich auch um sie gekümmert.
Inge: Ich hatte mal eine besondere Einladung. Da hat ein Dozent einen Deutschkurs für Türken gemacht. Und als Ramadan war, haben der damalige Brakeler Bürgermeister Herr Spieker und ich eine Einladung bekommen und sind hingegangen. Da wurde ich gefragt, was ich denn für einen Wunsch hätte. Ich wollte so gerne in die Moschee und durfte die dann anschauen. Das war für mich sehr beeindruckend. Und ich war die einzige Frau dort, mir wurde gesagt, das wäre, weil ich viel für sie getan hätte.

Vielen Dank für das unterhaltsame Gespräch und die spannenden Einblicke in die Geschichte des VHS-ZV.