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Strategische Entwicklungsfelder für die Zukunft

Im Folgenden möchte der VHS-Zweckverband (VHS-ZV) zur Beschreibung seiner strategischen Entwicklungsfelder vorab einen kurzen
Einblick in potentielle Einflussbereiche geben.

Chancen und Risiken

Auch die Bildungsaufgaben des VHS-ZV unterliegen Herausforderungen, wenn er die Arbeit gezielt für die Zukunft zeitgemäß fortschreiben möchte. Probleme wie der weitere Rückgang öffentlicher Gelder und die stärkere Konkurrenz durch andere Träger der Weiterbildung gehen auch an Volkshochschulen nicht spurlos vorüber.

Da gute und modern ausgestattete Lernräumen die Motivation für Bildung erhöhen und die Bereitschaft für ein aktives Lernen und Lehren fördern, ist die Rauminfrastrukutur von besonderer Bedeutung. Hier hat der VHS-ZV in den vergangenen zweieinhalb Jahren bereits durch den Aufbau seiner sehr guten Rauminfrastruktur im Zweckverbandsgebiet mit moderner, technischer Ausstattung einen Mehrwert für eine qualitativ hochwertige Leistungserbringung geschaffen. Das Risiko besteht jedoch darin, durch die zunehmend angespannte Finanzlage der Kommunen diese auch dauerhaft zu erhalten.

Die wenig dynamische Einwohnerentwicklung (ländliche Region) sowie der demographische Wandel sind ebenfalls Herausforderungen für die Angebotsgestaltung des VHS-ZV. Diese führen zwangsläufig zu Maßnahmen neuer Markt- und Angebotsstrategien.

Durch die bisher erfolgreiche, wachsende Einwerbung und Durchführung befristeter Drittmittelprojekte wird zwar das Ertragspotenzial des VHS-ZV vergrößert, aber es beinhaltet gleichzeitig auch das Risiko, dass bei veränderter und verschlechterter Lage im Bereich der Fördermittel hohe Anteile der Gesamterträge betroffen sind.

Doch auch genau hier liegen offene Chancen. Das rege Fortschreiten der Digitalisierung kann zum einen den Weg in den ländlichen Raum ebnen und zum anderen zum Erreichen von noch bisher unterrepräsentierten Zielgruppen führen. Doch zur Umsetzung von digitalen Lernwelten und -angeboten müssen zunächst geeignete Lehrbeauftragte gefunden werden, die methodisch und didaktisch notwendige Kompetenzen mitbringen. Genau dies ist wohl die größte Herausforderung für die nächsten Jahre. Altersbedingt werden bald viele der derzeitigen Lehrbeauftragten ihre Dozententätigkeit niederlegen, was einen erheblichen Einfluss auf das gesamte Angebotsspektrum des VHS-ZV hat. Mit der intensiven und ansprechenden Anwerbung neuer Lehrbeauftragter hat der VHS-ZV bereits vor Jahren begonnen. Dennoch wird dies ein permanentes und wesentliches Zukunftsziel bleiben, denn die Gewinnung von qualifizierten Kursleitenden gestaltet sich vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in nahezu allen Fachgebieten als zunehmend schwierig.

Um möglichst viele Interessen, Vorlieben oder auch Trends anzusprechen, muss das Programmangebot stetig weiterentwickelt werden. Dies bezieht sich nicht nur auf die Inhalte, sondern verstärkt auch auf die Methoden. Da die Digitalisierung im Alltag immer wichtiger wird, muss sich auch das VHS-Angebot daran anpassen, denn der Einsatz moderner, technischer Endgeräte und auch die Vermittlung dessen über die Grundlagen hinaus, werden in Zukunft deutlich wichtiger bei der Angebotswahl sein. Durch die Digitalisierung entstehen jedoch nicht nur Vorteile. Im Blickfeld muss ebenfalls auch die Stammhörerschaft bleiben, die vielmehr an der Erhaltung der bisherigen „Standards“ interessiert ist, als neuen Trends zu folgen. Diesen schmalen Grat zwischen Gewohntem und Neuem bzw. Innovativem sinnvoll und optimal zu erreichen wird eine große Herausforderung der zukünftigen Bildungsdienstleistung sein.

Strategische Entwicklungsfelder

Der VHS-ZV muss sich stetig neuen Herausforderungen stellen. Die Strategie soll helfen, sich klar zu positionieren, um besser auf Veränderungen im Markt reagieren zu können und Ressourcen gezielt einzusetzen. Eine klare Ausrichtung unterstützt gute Entscheidungen, damit der VHS-ZV im Wettbewerb erfolgreich bleibt und langfristig bestehen kann. Der VHS-ZV hat daher folgende Entwicklungsfelder für sich konkretisiert, die teilweise auch themenübergreifend betrachtet werden können:

Finanzressourcen
Der VHS-ZV steht vor der Herausforderung, trotz steigender Kosten seine Angebote mit immer weniger Geld weiter auszubauen. Dafür nutzt er Werkzeuge wie Kostenrechnung, Budgetplanung und Controlling. Als Bildungseinrichtung kann die VHS aber nicht einfach nur sparen, weil sie weiterhin gute pädagogische Arbeit leisten muss, die der Allgemeinheit hilft. Das Management muss deshalb immer einen Ausgleich finden zwischen wirtschaftlichen Zwängen, hoher Qualität und gesellschaftlicher Bedeutung der Angebote. Wenn Fördergelder, vor allem aus Drittmitteln, gekürzt werden, leidet zuerst die Leistungsfähigkeit und später sogar die Existenz der Volkshochschule. Damit der VHS-ZV auch in Zukunft bestehen kann, braucht sie genügend finanzielle Mittel. Nur mit stabiler und intensiver Unterstützung von außen kann sich der VHS-ZV weiterentwickeln und im Wandel bestehen.

Spezialisierungen
Unsere Gesellschaft entwickelt sich schnell, weil sich Aufgaben spezialisieren. Die Volkshochschulen sorgen dafür, dass Spezialwissen trotzdem für alle verständlich bleibt (Prinzip der Bildungsteilhabe). Ein wichtiges Ziel wird daher sein, sich als Bildungseinrichtung auf bestimmte Themen oder Zielgruppen zu konzentrieren – zum Beispiel Sprachkurse, berufliche Bildung, Nachhaltigkeit, Gesundheitsbildung oder Digitalisierung. So kann der VHS-ZV auch in der sich verändernden Gesellschaft gut bestehen.

Art & Formen adressatengerechter Angebote
Heute sind Menschen es gewohnt, Dienstleistungen rund um die Uhr zu nutzen. Deshalb muss der VHS-ZV überlegen, wie er zeitlich flexibler sein kann, ohne die Qualität zu verlieren. Wichtig ist dabei u. a. zu klären: Wo helfen Online-Angebote? Wo sind die Grenzen, damit Bildung auch Qualität nicht verliert? Außerdem ist es wichtig, Bildung mehr zu den Menschen zu bringen, statt zu erwarten, dass sie zur Volkshochschule kommen. Besonders wichtig ist das für Menschen, die sonst wenig Zugang zu Bildung haben oder nicht mobil sind. Das Ziel muss sein, diese Gruppen dort zu erreichen, wo sie sind. Flexible Angebote werden immer wichtiger, damit sie zum Leben der Menschen passen – nicht umgekehrt. Dabei braucht es eine gute Balance bei den Angeboten.

Zeiten des beschleunigten Wandels im Digitalisierungs – und KI-Zeitalter
Forschung, Technik und Wettbewerb verändern unsere Arbeitswelt in rasantem Tempo. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) prägen diesen Wandel und verändern wie wir arbeiten, lernen und kommunizieren. Der VHS-ZV unterstützt Menschen dabei, sich in dieser digitalen Transformation zurechtzufinden. Aufgabe und Ziel des VHS-ZV muss es daher sein, die digitale Kluft zu verringern, digitale Kompetenzen zu fördern und den Zugang zu modernen Lernangeboten zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur darum, passende Bildungsangebote zu entwickeln, sondern auch die eigene Organisation digital weiter zu gestalten – etwa durch KI-gestützte Lernmethoden, digitale Arbeitsmittel und intelligente Verwaltungsprozesse. Der VHS-ZV muss dazu beitragen, dass Menschen digitale Technologien kompetent, kreativ und verantwortungsvoll nutzen und die Zukunft aktiv mitgestalten.

Bewältigung des demographischen Wandels & Begegnungen schaffen
Bis 2049 werden 40 % der Deutschen 60 Jahre oder älter sein. Das verändert unsere Gesellschaft tiefgreifend. Der VHS-ZV muss deshalb mehr Gesundheitsbildung für ältere Menschen anbieten, damit sie möglichst lange selbstständig und gesund bleiben. Wichtige Aufgaben sind:
a) Gezielt mehr Kurse zur Gesundheitsvorsorge anbieten. Diese helfen, die hohen Gesundheitskosten langfristig zu senken.
b) Gesundheits-Apps und -Tools kritisch begleiten, besonders hinsichtlich Datenschutz und Digitalisierung. So lernen Menschen, wie sie diese sinnvoll nutzen.
c) Angebote für den Austausch zwischen den Generationen schaffen. Begegnungen fördern das Verständnis und verbinden Menschen verschiedener Altersgruppen in einer immer differenzierteren Gesellschaft.

Integration & Inklusion
Der VHS-ZV muss sich stärker auf drei wichtige Themen konzentrieren:
den Austausch zwischen den Generationen, den wachsenden Analphabetismus und die soziale Ungleichheit im Bildungssystem. Außerdem ist die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ein weiteres wichtiges Feld. Deutsch lernen ist dabei die wichtigste Grundlage, um eine gute Ausbildung zu bekommen und auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft anzukommen. Außerdem müssen Menschen mehr über das politische System und den Alltag in Deutschland lernen. Integration funktioniert aber nicht nur von einer Seite. Auch die Gesellschaft muss offen für andere Kulturen sein und den Umgang mit Fremdem lernen. Der VHS-ZV kann dabei helfen, Brücken zu bauen und alle Menschen zu unterstützen, damit sie sich entfalten und am Leben in der Gesellschaft teilnehmen können. Angebote zu Demokratie, Sprachkursen, Begegnungen und Austausch sind wichtig, um langfristig Probleme durch fehlende Integration zu vermeiden.

Bilder: ©pixabay/ChrisV-ESL; ©pixabay/gerait